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Balken CIMG0843 Bringung03
Bringung, Riesbau

Der weite Weg vom Schlag zur Verladestelle

Im gebirgigen Österreich sind viele Schläge vom nächsten befahrbaren
Weg oder vom nächsten triftbaren Fluss weit entfernt. Es war die
Aufgabe der Holzknechts, die Bloche dort hin zu schaffen.


Der mühevolle Holztransport

Nach Abschluss der Schlägerung (etwa im Oktober) begann die Lieferung oder Bringung. Schon bei der „Schlagauszeige“ war auf eine bestmögliche spätere Bringung Bedacht genommen worden. Um den Transport der (bereits geschnittenen) Stämme zur Verladestelle an der nächsten Straße oder zum Triftwasser zu erleichtern, hat man beim Fällen versucht, die Bloche möglichst in eine günstige Richtung zum Liegen zu bringen (in der Falllinie).   

Transport über die Riese
Das erste Stück des Transports war die „händische Lieferung“ mit dem Sappl. Anschließend kam die „Streifung“ mit dem Ross. Bei Bedarf wurde auf dem besten Weg zur Strasse eine „Tafel“ oder „Riese“ aus Stämmen gebaut: eine Rinne aus langen, geschlägerten Blochen, je zwei größere Bloche auf der Seite als Rand und drei kleinere in der Mitte als Boden (bei Bedarf noch weitere Stämme auf den Seiten). Ein sechs Meter langes Stück hieß „Fach“. Wenn man also 50 Fächer hatte, war die Riese 300 Meter lang. Der Bau der Riesen stellte oft eine technische Meisterleistung dar und bestimmte Holzknechte waren darauf spezialisiert, sie verwendeten spezielle Werkzeuge. Mit der Riese konnten Bodenunebenheiten, Hänge und Gräben überwunden werden.

Arbeit Bringung CIMG0831 Riesbau

Der Riesbau

Man unterscheidet die Kranner-Riese (sie wurde mit Holzpflöcken am Boden festgemacht) und die L-Riese (wurde in den Hang gestellt und konnte Schwankungen gut aufnehmen).

Die Grundlage der Riese ist das Joch, ein querliegender Stamm, auf den die Bloche gelegt wurden. Bei einem starken Joch konnte das Ende des vorhergehenden und der Anfang des folgenden Faches aufgelegt werden; bei schwächeren Jochen mussten immer zwei nebeneinander gelegt werden. Am Ende der Stämme wurde eine Kerbe herausgehackt („Plattl“), um ein sicheres Aufliegen auf dem Joch zu erreichen. Zur Sicherung wurden auch Holznägel eingeschlagen. Die mittleren Stämme der Riese („Tafler“ oder „Bödner“) waren etwa 10 bis 12 cm dick, die links und rechts daneben liegenden („Wehrer“) etwas stärker (15 cm), die weiter außen liegenden („Panzer“ oder „Sattler“) noch
stärker, etwa 40 cm. Dadurch ist ein Trog entstanden. An der Außenseite wurde zur Sicherung noch ein „Pföstl“ (aus zäher Lerche, etwas gekrümmt, unten spitz, auf einer Seite flach, auf der anderen mit einer Schneide) in das Joch eingeschlagen. Durch die Schneide hat sich das Pföstl in der Joch „eingefressen“ - das war notwendig, weil sich das Pföstl sonst durch das Beuteln der Riese beim Passieren der Bloche gelockert hätte. Wenn es notwendig war, vor allem in Kurven, wurde an der Außenseite der Riese noch ein grosser Bloch dazugelegt und eventuell noch einer darüber („aufdoppeln“).

Trassenführung
Beim Anlegen der Riese wurde am Beginn die Trassenführung so gut es ging „ausgeschaut“. Beim Legen der einzelnen Joche musste möglichst immer das gleiche Gefälle erreicht werden. Dazu hat man „ein grades Aug“ gebraucht. Einer, der dazu besonderes Talent hatte, übernahm die Leitung; die anderen brachten ihm das benötigte Holz in der richtigen Stärke zur Riese (Kommando zum Beispiel: „I brauch’ jetzt zwei Tafler“. Dann wurde das Holz von oben „obaglossn“ und unten „ogfangt“ und gleich zur Riese dazugelegt). So wurde Fach nach Fach aufgebaut und nach Ende der Bringung wieder abgebaut.

Der „Hirter“ (Hüter)
Da die Bloche bei ihrer Fahrt oft erhebliche Geschwindigkeiten erreichten und in den Kurven die Fliehkraft sehr groß wurde, wurden zur Sicherung des Transports „Hirter“ (Hüter) an besonders kritischen Stellen an der Innenseite der Riese eingesetzt. Wenn einmal etwas kreuz und quer gelegen ist, schrie er laut: „Hob auf“ – dann dürften die Knechte am Beginn der Riese nichts mehr hinunterlassen und schrien zur Bestätigung zurück: „Is scho obi“. Dann konnte der Hirter die nötige Reparatur durchführen. „Krawauler (Langsame) hots do koane gebn“. Am Ende wurde die Riese fachweise aufgelöst und die Stämme „obigholzt“.

Am Ende der Riese stand auch ein Hirter, der darauf achten musste, dass die Stämme nicht aufeinander fuhren sondern abgelenkt und eingebremst wurden. Wenn dieser Teil der Bringung abgeschlossen war sind meist etwa 1000 Festmeter beisammen gelegen: „da Wurm“. Von da weg wurde dann, eventuell mit Pferd und Schlitten, „auf das Lager geholzt“. Das Lager: ein Holzstoß am Forstweg oder an der Straße.

Die Holztrift
Ein vorhandener Bach konnte auch zum Triften verwendet werden. Damit zum Triften genügend Wasser zur Verfügung stand, wurden „Klausen“ gebaut. Mit dem Schwall beim Öffnen des Staubeckens stand das benötigte Wasser zum Triften über eine bestimmte Zeit zur Verfügung. Vom Holzlager wurde das Holz mit dem Pferdefuhrwerk oder später mit dem Lastwagen abtransportiert.

Arbeit Bringung CIMG1932 Seilbahn

Auch Holzseilbahnen kamen zum Einsatz, wo überhaupt keine Straßen vorhanden waren. Betrieben mit der Schwerkraft, mit Pferden oder einem Lokomobil unter Dampf. Zum Bremsen bei der Talfahrt verwendete man Windräder, deren Brausen man im ganzen Tal hören konnte. Auch Rollwagen (kleine Waggons) mit transportablen Schienen wurden verwendet („Rollbahn“).

Die Lieferung war die schönste Arbeit für die Holzknechte, weil sie Abwechslung bot.

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